Ein Erlebnisbericht von Christoph Steuble, Hauptdarsteller und zum ersten Mal dabei
Ich habe mich riesig auf den Einsatz als Lehrer Wikart gefreut, auch wenn mir die Ausgangslage in Bezug auf meine Rolle nicht allzu spektakulär erschien – ein Lehrer spielt einen Lehrer. Und wie ich mich geirrt habe, denn das Mittun beim «kopflosen Reiter» war für mich in jeglicher Hinsicht
«eine ganz andere Hausnummer»,
so ausgesprochen anders wie alles, was ich in etlichen Produktionen im Kleintheater miterlebt habe – eine neue Dimension Theater. Ein Theaterstück, das sich mehr nach einem Filmdreh anfühlte, mit Massenszenen, in welchen über 50 Leute auf der Bühne standen, mit einer Kulisse bzw. Bühne so gross wie ein Rheintaler Weiler, mit blauem Himmel oder grauen Wolken über dem Kopf, mit Pferden, die einen jagen und mit über 600 Zuschauerinnen und Zuschauer pro Vorstellung. Aber am meisten und am nachhaltigsten beeindruckt bin ich von den Menschen und ihrer Passion für diese Produktion. Vom Statisten bis zur Hauptrolle, von den Reiterinnen und Reitern, vom Bautrupp bis zur Maske, vom Licht und den Specialeffects bis zur Musik, von der Regie bis zur Produktion durfte ich so viel Freude, Leidenschaft, Kreativität, Akribie, Durchhaltewillen und vor allem Zusammengehörigkeitsgefühl erfahren. Ich wurde als Neuling nicht nur wohlwollend aufgenommen, sondern es fühlte sich so an, als gehörte ich schon lange dazu.
Einfahrt in die «Arena»
Im Hinblick auf das Theaterspielen war die Doppelbesetzung für mich ein Novum. Das hat sich erst etwas unnatürlich angefühlt, weil man die Hälfte der Proben und Vorstellungen quasi zuschaut, wie jemand die «eigene Rolle» spielt und man instinktiv mittun möchte. Wenn man sich aber daran gewöhnt hat, bietet die Doppelbesetzung vielerlei Vorzüge, auch im Hinblick auf die Qualität der eigenen Darbietung. Den Part mit Kevin Oeler zu teilen und sich mit ihm über die Interpretation des Schulmeisters David Wikart auszutauschen, war ausgesprochen inspirierend, gerade weil Kevin die Rolle anders angegangen ist und er auch immer wieder neue Ideen mit in die Proben gebracht hat.
Bleibende Erinnerungen habe ich ebenfalls von den gemeinsamen Nachtessen im «Schauspielzelt» und dem «Sich-Ein- schwören» auf die Vorstellungen. Wenn mich dann Gery zu Beginn des Theaters mit der Kutsche in die «Arena» gefahren hat, dann war mein Lachen beim Aussteigen keinesfalls gespielt, sondern Ausdruck meiner Dankbarkeit, Verwunderung und Freude bei einem solchen Spektakel mit all den anderen dabei sein zu dürfen.